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Woran erkennen Sie eine Verletzung / Fraktur des Kahnbeins?

Sollten Sie bei einem Ihrer Patienten nach Sturz auf die Hand eine Kahnbeinfraktur suspizieren, dann folgen Sie einem klaren Untersuchungsschema:

  1. Erfragen Sie zuerst, wie der Patient zu Sturz kam. Hatte er Zeit die Hände  nach vorne zu bringen oder ging alles viel zu schnell, war es ein Schlittersturz oder eine vertikale axiale Stauchung oder war mit dem Sturz sogar eine Überstreckung des Handgelenks gegeben. Im letzteren Fall ist der Verdacht für eine Scaphoidbeteiligung am Größten.
  2. In die sonst übliche Untersuchungstechnik am Handgelenk integrieren Sie den axialen Stauchungsschmerz des Daumens, der in direktem Kontakt mit der radialen Handwurzelgruppe steht, wie auch den Druckschmerztest in der Tabatiere. Diesen führen Sie in 2 Richtungen aus. Die erste Druckrichtung geht nach proximal, dort testen Sie den distalen Radius. Druck nach distal tangiert das gewünschte Scaphoid.
  3. Achten Sie darauf, dass erst der Seitenvergleich eine druckschmerzhafte Tabatiere positiv befundet. Sehr empfindliche Patienten haben auch bei intakten Handgelenken deutliche Schmerzen in diesem Bereich.
  4. Nicht zu vernachlässigen sind Kettenverletzungen, die durchaus beim Sturz auf die Hand erfolgen können. Überprüfen Sie den Unterarm mit Supination und Pronation, mit speziellem Augenmerk auf den Ellbogen und dessen Radiuskopf, wie auch die Schulter mit dem Schnelltest mittels Nacken- und Schürzengriff.
  5. Im nächsten Schritt darf bei der Diagnostik die Kahnbeinserie oder auch Naviculare Quartett nicht fehlen. Diese besteht aus 4 Aufnahmen des Handgelenks in d.p. (dorso-palmar), seitlich und mit 2 jeweils mit 45° schräg verlaufenden Strahlengängen. So kommt das Scaphoid bestens zur Darstellung und das Finden einer noch so kleinen Fissurlinie wird dadurch erleichtert. In gewissen Fällen werden Sie Zweifel am Röntgen haben, speziell dann wenn die Klinik Scaphoid positiv ist.
  6. Zögern Sie nicht rechtzeitig eine CT Untersuchung durchführen zu lassen, denn eines ist Gewiss, dass eine übersehene Kahnbeinfraktur über einen sehr langen Zeitraum schmerzt und die Heilungschancen drastisch verschlechtert.

Kahnbeinfraktur bestätigt?

Haben Sie nun den Beweis einer Fraktur, werden die therapeutische Konsequenzen angedacht. Wann immer bei frischen Querfrakturen eine Diastase von über 2mm vorhanden ist, so muß eine operative Sanierung mit einer Kompressionsschraube erfolgen. Unverschobene und nicht klaffende Bruchstücke können mit einem Unterarmgips mit Daumeneinschluss für 8 bis zu 12 Wochen versorgt werden. Regelmäßige Röntgenkontrollen in Woche 1 – 3 – 6 – 8 und wenn nötig in 10 und 12 Wochen zeigen Ihnen die voranschreitende Knochenheilung.

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Danke für Ihr Interesse und gutes Gelingen in Ihrer praktischen Tätigkeit mit Ihren Patienten!

Bitte schreiben Sie mir, wenn Sie mehr Information und Hintergründe aus unfallchirurgischer Sicht wünschen.

Dr. Axel Köllesberger

Facharzt für Orthopädie und Traumatologie