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Konzept des Schweizer Neurologen zur Einordnung von Störungen des Bewegungsapparates.

Dr. med. Alois Brügger war ein Schweizer Neurologe, der sein Leben der Erforschung der Reaktionsweisen des Körpers gewidmet hat. Durch umfangreiche Aufarbeitung der wissenschaftlichen Literatur, mittels Durchführung eigener Untersuchungen und auch in Diskussionen und Experimentierungen mit seinen MitarbeiterInnen hat er ein Konzept zur Einordnung von Störungen des Bewegungsapparates entwickelt.

In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschäftigt er sich auf die eine oder andere Weise mit der Fragestellung, wie es dazu kommt, dass Schmerzphänomene resp. Funktionsstörungen des Bewegungsapparates an einem bestimmten Ort lokalisierbar sind, ihre Ursache aber an einem ganz anderen Ort zu finden ist.

Er hat dazu den Begriff der pseudoradikulären Syndrome geprägt. Damit ist gemeint, dass die Beschwerden so erscheinen, als wären sie durch eine Reizung der Nervenwurzel (Radix=Wurzel) an der Wirbelsäule verursacht – wie z.B. bei einer Bandscheiben-Vorwölbung (=Protrusion) oder einem Vorfall (=Prolaps).

Schmerzen, Krämpfe, Verspannungen, Unbeweglichkeit sind häufig keine Folgen von Defekten oder Mangelzuständen, sondern Zeichen, die der Körper setzt, um sich vor drohendem Schaden zu schützen.

Tritt z.B. Schmerz im Deltamuskel am Oberarm auf, wenn man den Arm hebt – was wird man dann wohl tun? Genau, man wird das Armheben vermeiden! Im Brügger-Konzept spricht man dann von einem „Aktionsschmerz“. D.h. die Armhebung will der Organismus nicht und „schaltet“ deshalb den für diese Aktion erforderlichen Muskel schmerzhaft. Wenn man dann diesen Muskel behandelt, so kommt man damit natürlich nicht weiter, da der Grund für diesen Schmerz ja woanders liegt. Die große Frage ist dann jedoch: Warum will der Körper die Armhebung nicht zu lassen? Mit dem Brügger-Konzept sind solche Phänomene analysierbar.

Das diagnostische Vorgehen und die Behandlung

Durch ausführliche Befragung, mit speziellen Bewegungstests (Schulterblattdrehung, Wirbelsäulen-Wippen, Ertastung von Brügger-Triggerpunkten, Muskelkettenanalyse) und dann mit Probebehandlungen zum Überprüfen der persönlichen Körperreaktionen kann man herausfinden, wo die wirkliche Ursache liegt. Die Behandlung ist dann entsprechend individuell – Dehnungen, Kräftigungen, Ausgleichsprogramme, Wärme- oder Kälteanwendungen oder andere physikalische Maßnahmen – wobei die behandelte Struktur gänzlich woanders als die Schmerzstelle sein kann (in unserem Beispiel auch am Knie oder am Bauch seinen Ursprung haben kann).

Bei welchen Beschwerden ist es sinnvoll, sich nach dem Brügger-Konzept untersuchen zu lassen?

  • Kreuzschmerzen (Lumbalgie)
  • Nacken-, Schulter- und Armschmerzen
  • Ausstrahlende Schmerzen in die Arme (Brachialgie) oder Beine (Ischialgie)
  • Abnutzungserscheinungen an den Gelenken (Arthrosen)
  • Alle wiederkehrenden (= rezidivierenden) Probleme des Bewegungsapparates
  • Schleudertrauma/Peitschenhiebverletzungen (whiplash-injury)
  • Sportverletzungen oder -leistungsbegrenzungen
  • Überlastungserscheinungen
  • Nach Verletzungen und Operationen

Weiterführende Informationen können Sie hier nachlesen:
Brügger A.: „Erkrankungen des Bewegungsapparates und seines Nervensystems“ 1980
Brügger A.: „Die gesunde Körperhaltung im Alltag“ 4. Aufl. 1996